MZ Sommertour 2024

Spontan ist manchmal am besten. Nicht geleitet von, aber unter diesem Motto haben wir dieses Jahr innerhalb weniger Tage unser Reiseprogramm für die MZ Sommertour 2024 auf die Beine gestellt. Wir wollten ja wieder unterwegs sein und mit fortschreiten der Jahresuhr werden die Möglichkeiten nicht mehr. Daher vergingen zwischen Planung und Durchführung nur wenige Tage. Zwischen mehreren Vorschlägen aus Ostsee, Dänemark und Thüringer Wald sollte es schlussendlich entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gehen.

Tag 1 – Es geht los.

So sollte es also losgehen. Genauer gesagt war der Start am 10. August 2024. Als Treffpunkt machten wir die Raiffeisen Tankstelle in Käthen aus, da so die „Anreise“ zum Treffpunkt für niemanden mit einem Umweg verbunden war. Wir waren in diesem Jahr zu dritt:

Poldi mit einer MZ ES 175/2 aus 1970, Manuel mit seiner MZ ES 250/2 aus 1972 und Detlef mit der TS 250/0 aus 1973. Zweimal rot-schwarz, einmal gelb machten wir uns auf den Weg, zunächst in Richtung Westen. Entlang er B188

Unser Weg führte uns zunächst nach Weteritz, einem Ortsteil von Gardelegen. Dort soll sie stehen – die Madonna von Weteritz. Manuel kannte sie schon, wusste nur nicht mehr um den ganz exakten Standort. Dadurch stapften wir einige Male den Wald auf und ab auf der Suche nach der Madonna.

Durch den Regen in der Nacht zuvor und den warmen Temperaturen war es bereits sehr schwül, was die Suche nach der Madonna zu einem schweißtreibenden Unterfangen machte. Schlußendlich fanden wir Sie – ehrfürchtig und erhaben.

Warum aber befindet sich eine solche Statue mitten im Wald? Es ist der alte Friedhof von Weteritz, den sich die Natur zurückholt. Die Madonna ist der „Grabstein“ von Es ist Curt Roth, Kgl. Regierungsrat und Hauptmann D.R.. Gefallen im Juli 1915 zu Beginn des 1. Weltkrieges in Pultusk, Polen. „Habe einen guten Kampf gekämpft“ lautet die Inschrift der Madonna.

Nachdem der erste Programmpunkt, dessen Auslassen wir ernsthaft diskutierten, erfolgreich abgeschlossen war, setzten wir unsere Fahrt fort. Über Calvörde und Flechtingen ging es weiter zu unserem nächsten Ziel, der Gedenkstätte Hötensleben. Ein lebendiges Denkmal zum Begreifen der Geschichte der innerdeutschen Grenzanlagen.

Poldi versucht es mit Einreise
Grenzdenkmal Hötensleben
Republikflucht in die falsche Richtung

Grenzmauern, Panzersperren, ein gepflügter Streifen zur Kontrolle von Spuren, ein Wachturm und alte Beleuchtungsanlagen – Überbleibsel aus einer Zeit, die zum Glück hinter uns liegt. Hier endete bis 1989 die Bewegungsfreiheit der DDR-Bürger in Richtung Westen. Nachdem wir das Gelände einmal komplett abgeschritten haben gönnten wir uns und den Motorrädern noch ein kleines Päuschen, bevor unsere Reise weiterging.

Weiter ging die wilde Fahrt, weiter in Richtung Süden. Unser nächstes Ziel war noch einige Kilometer entfernt. So ging es durch das Outback Sachsen-Anhalts, zumindest lies die lange Straße mit Blick in Brocken ein wenig dieses Gefühl aufkommen. Die Maschinen schnurrten und wir freuten uns über die ersten Kurven (nicht im Bild) der Ausfahrt.

Nicht mehr lange und wir erreichten die Harzer Bikeschmiede in Zilly. Ein Ausflug, den wir lange nicht vergessen würden …

Wie soll man in Worten wiedergeben, was einen sprachlos macht? Um ehrlich zu sein, waren wir im ersten Moment etwas erstaunt über die vermeintlich hohen Eintrittpreise und die Vielzahl und Vielfältigkeit von „Schrott“ auf dem Hof. Erst bei viel genauerem Hinsehen offenbarte sich das Unglaublich. Viel mehr noch, als uns bei der Führung Tür und (Scheunen-)Tor geöffnet wurde. Im Innenraum des Museums wurden wir gebeten, keine Fotos zu machen, worauf wir natürlich Rücksicht nahmen.

In den heiligen Hallen des Museums gab es nicht, was es nicht gab. Eine schier endlose Sammlung aller möglichen und unmöglichen Fahrzeuge aus der DDR und dem Rest der Welt. MZ, Jawa und Awo in Hülle und Fülle, dazu noch Simson und einiges aus dem Westen. Die Highlights waren aber ganz klar die Indian Motorräder und Harleys aus der Zeit vor 1930. Es war einfach unbegreiflich.

Im Rahmen der Führung, welches das dynamische Vater-Sohn-Gespann, welches dieses Museum auch in Eigenregie betreibt, konnten wir so auch allerhand Hintergründe und Wissenswertes über die Exponate erfahren. Natürlich durfte auch eine Vorführung des Motorrades mit V8-Tatra-Motor nicht fehlen und wir konnten das größte Motorrad der Welt bestaunen, welches mit einem 38 Liter Panzermotor mit 1.000 PS betrieben wird und es bereits in viele Fernsehshows geschafft hat. Beeindruckend! Am Ende des Besuches waren wir plötzlich die Exponate und durften für ein Video des Youtube-Kanals der Harzer Bikeschmiede Rede und Antwort stehen.

Link zum Video: Klick mich!

Wir brausten davon, unser nächstes Ziel das gut 30 km entfernte Wernigerode. Dort stand noch das Luftfahrtmuseum auf dem Programm. Da wir aber in Zilly bereits viel mehr Zeit als geplant zugebracht hatten (was wir keine Sekunde bereut haben!) reichte die Zeit nicht mehr für den Besuch des Museums, da wir erst eine halbe Stunde vor Schließung dort ankamen. Wir setzten also nach einer kurzen Pause unsere Reise zum Tagesziel Ilsenburg fort. Im Ilsenburger Hof bezogen wir unsere Zimmer und machten uns dann zu Fuß auf den Weg in die Stadt, wo wir den Abend bei gutem Essen und ein bis fünf Schnäpschen ausklingen ließen – so genau weiß das niemand. 😉

Tag 2 – Kilometer machen

Nach einer erholsamen Nacht mit Brockenblick im „Ilsenburger Hof“ und einem guten Frühstück ging es dann schon wieder weiter. Unser Tagesziel war Meiningen, wo auch unsere Programmpunkte des Tages lagen. So mussten wir also erstmal gut Kilometer machen, damit wir noch zu den Öffnungszeiten der Museen in Meiningen ankommen.

Das erste Stück ging direkt durch den Harz. Über Drei Annen Hohne ging es auf über 600 Meter. Die zahlreichen Kurven, Anstiege und Gefälle, haben den Maschinen gut was abverlangt. Natürlich haben diese die Etappe mit Bravour gemeistert.

Drei Annen Hohne – Drei Maschinen im Harz

Die Ausfahrt aus Drei Annen Hohne wurde noch von der Ausfahrt der Brockenbahn in Richtung Brocken begleitet, sodass wir auch in den Genuss kamen, den Dampf der Stahlrösser zu inhalieren – ein Vorbote auf das, was in Meiningen noch folgen sollte.

Über Elend, Zorge und schlussendlich Walkenried vollendeten wir nun unsere Harzdurquerung. Zwischendurch gönnten wir den Maschinen und uns noch eine kleine Verschnaufpause am Rand. Die Temperatur war zwischenzeitlich bereits unweit der 30 °C Marke angekommen und machte auch uns in unseren Lederjacken etwas zu schaffen. Viel trinken ist wichtig – das dachten sich auch die Maschinen, die sich in Bleicherode dann den ersten Tankstopp einforderten.

Nachdem Mensch und Maschinen wieder mit ausreichend notwendiger Flüssigkeit versorgt waren, ging es auch schon weiter durch das westliche Thüringen. Über Mühlhausen, Eisenach und Bad Salzungen setzten wir unsere Fahrt fort.

Schließlich erreichten wir das erste Tagesziel – das MZ Museum in Meiningen. Eine kleine, aber durchaus beachtenswerte Sammlung von (überwiegend) MZ-Motorrädern aller Baureihen. Während unsere Maschinen artig vor dem Museum warteten staunten wir über die reichhaltige Sammlung von MZ-Motorrädern im Inneren.

Nachdem wir das Museum verlassen hatten, führte unser Weg uns noch in die ganz neu eröffnete Dampflok Erlebniswelt des Dampflokwerks Meiningen. Dort gab es einiges über die Funktionsweise von Dampfloks und zur Geschichte des Dampflokwerks Meiningen zu lernen.

Die Außentemperatur war zu diesem Zeitpunkt, auch trotz bereits vorgerückter Stunde, noch über den 30 Grad, weshalb wir anschließend unser Hotel an der Werra aufsuchten und uns nach einer erfrischenden Dusche noch ein kühles Getränk gönnten. Zum Abend ging es dann noch zu Fuß in die Meininger Innenstadt, um diesen Tag nicht hungrig beenden zu müssen.

Dabei stießen wir auf eine äußerst menschenleere Innenstadt, was aber vermutlich auf den Sonntagabend zurückzuführen war. Bei Pizza und Bier ließen wir den Abend dann Ausklingen.

Meiningen in Thüringen

Tag 3 – Planänderung

Aufgewacht in Meiningen stärkten wir uns beim gemeinsamen Frühstück. Montagmorgen, als die werktätige Bevölkerung sich wieder auf in eine neue Arbeitswoche machte starteten wir also mit unseren Maschinen in den 3. Tag unserer Reise. Bereits am Morgen mit sehr milden Temperaturen. Die folgenden Höhenmeter sollten aber noch ein wenig Linderung schaffen.

Unsere Tour führte uns zunächst ein Stück weiter nach Süden, über Römhild bis weiter nach Hildburghausen. Bei Feinkost-Albrecht aus Essen verbrachten wir die erste Pause, da Manuels Gesicht bereits von den beiden vorherigen Tagen stark durch die Sonne strapaziert worden war und eine Sonnencreme Linderung schaffen sollte. Gesagt, getan.

Wir prüften den weiteren Routenverlauf auf unseren Kommunikationshandgeräten und stellten fest, dass unser nächstes Ziel – das Spielzeugmuseum in Sonneberg – leider am Montag geschlossen hat. Das war sehr schade und zwang uns deshalb zu einer Planänderung. Schnell war unser neues Ziel gefunden und der „Umweg“ von ca. 35 km sollte für uns keine Hürde darstellen. Schnell also die Motorräder wieder gesattelt und Kurs nach Norden in Richtung Ilmenau.

Unser neues Ziel war also das Bunkermuseum Frauenwald im gleichnamigen Ilmenauer Ortsteil.

Bei „diesem Objekt“ handelt es sich um einen ehemaligen Bezirksbunker des MfS, also der „Stasi“.

Bei der Führung durch das kaltfeuchte Bauwerk lernten wir allerhand über dessen Entstehen, sowie die Nutzung und auch, dass dieses Objekt jahrelang bei der einheimischen Bevölkerung unbekannt war.

Nach der kurzen Abkühlung unter Tage ging es für uns und unsere Maschinen weiter durch das Herz des Thüringer Waldes. Steile Anstiege, steile Abfahrten, Serpentinen und noch mehr Kurven machten diese Strecke zu einem für Motorradfahrer ansprechenden, aber auch fordernden Teil. Über Neuhaus am Rennweg, also entlang des Rennsteigs, führte uns unser Weg immer weiter in Richtung Osten. Nach einer kurzen Durchquerung eines kleinen Zipfels Bayern erreichten wir Bad Lobenstein und schließlich später den nächsten Programmpunkt: die Gedenkstätte zur Deutsch-Deutschen Teilung in Mödlareuth.

Der russische T34 Panzer an der Gedenkstätte in Mödlareuth.

An diesem Tag hatte das Quecksilber die 30 °C Marke bereits weit hinter sich gelassen, weshalb wir es beim Foto am Panzer und einer ausgedehnten Pause im Schatten beließen, wir hatten schließlich noch ein weiteres Ziel auf dem Programmpunkt:

Die historische Rennstrecke des Schleizer Dreiecks. Und so machten wir uns auf den Weg in Richtung Schleiz, genauer gesagt nach Oberböhmsdorf. Natürlich durften dort die obligatorischen Fotos nicht fehlen:

Unweit vom historischen Startgebäude des Schleizer Dreiecks befindet sich das Firmengelände von Edelweiss Customs. Wer ein Faible für alte Motorräder und andere Fahrzeuge hat, kommt daran quasi nicht vorbei.

auf dem Hofe von Edelweiss Customs

Es war schon ein interessantes Erlebnis, die Exponate die man sonst nur aus dem Internet kennt, auch mal in echt zu sehen.

Wir bekamen die Möglichkeit einmal in die „heiligen Hallen“ zu schauen – quasi als Entschädigung dafür, dass Robert von Edelweiss Customs sich für uns keine Zeit nehmen wollte oder konnte.

Im Nachhinein erfuhren wir noch, dass persönliche und spontane Besuche ohnehin nicht gern gesehen sind und den Betriebsablauf stören. Schade, aber in gewisser Weise ein Stück nachvollziehbar. Danke trotzdem für den Einblick – wir wollten ja nicht stören. Die Community sorgt ja auch ein bisschen für Einkommen.

Nun war es an der Zeit, unser Quartier aufzusuchen. Dieses lag im Thüringer Meer, direkt an der Saale in Ziegenrück. Dort haben wir uns im hoteleigenen Restaurant unser Abendessen und ein paar kühle Getränke schmecken lassen, sodass der Tag einen guten Ausklang fand.

Tag 4 – Zu Besuch beim Drachen

Am Abend zuvor wurde eine Schulfreundin von Manuel auf unsere Tour aufmerksam. Den modernen Medien und allabendlichen Berichten im Whatsapp-Status sei Dank. Sie arbeitet in der Drachenhöhle Syrau und hat uns eingeladen, der Höhle einen Besuch abzustatten.

Diese Einladung nahmen wir gerne an und machten uns von Ziegenrück auf den Weg nach Syrau, wo wir zu dritt eine Führung durch die magische Welt der Höhle bekamen.

Vielen Dank, Manuela, für die kurzweilige Führung – und die Abkühlung bei 10 °C konnten wir an diesem Tag auch gut gebrauchen, denn vor uns lag noch eine lange Strecke.

Wir setzten unsere Fahrt also nach Nord-Westen fort, weiter über Neustadt an der Orla, vorbei an Erfurt und durch Sondershausen, weiter in Richtung des Stausees Kelbra. Leider wurden unsere Pläne, vor Ort Erfrischung zu finden, jäh durchkreuzt, weil der Stausee nur so von Blaualgen gespickt war und kein weiteres gastronomisches Angebot zur Verfügung stand. So beließen wir es bei einer kurzen Pause und fuhren weiter zum örtlichen Discounter, wo wir uns mit Getränken für den weiteren Tagesverlauf eindecken.

Auf dem Weg zum Tagesziel, dem Hotel „zum Kanzler“ in Stolberg im Harz durchfuhren wir das Thyratal. Dort entdeckten wir das alte Gasthaus „zum Zoll“, welches wir direkt mal für ein Foto verwendeten.

Wir setzen also unsere Fahrt für die letzten 5 km durch das Thyratal fort um schlussendlich in Stolberg im Harz anzukommen. Dort genehmigten wir uns ein gutes Abendessen und entschlossen uns hinterher noch für einen Rundgang durch die Stadt.

Zahlreiche Fachwerkhäuser zeugen von einer langen Geschichte des Ortes, dennoch wirkte er ob seiner Leere etwas gespenstisch.

Tag 5 – IFA und nach Hause

Nach einer erholsamen Nacht im ziemlich einsamen Stolberg führte uns unser Weg nach Nordhausen ins IFA-Museum.

Wir konnten uns dort einen umfassenden Überblick über die Geschichte des VEB IFA in Nordhausen verschaffen. Neben Brockenhexe und anderen IFA Traktoren, stand auch der W50 und L60 im Vordergrund.

Zum krönenden Abschluss wurden wir noch Zeuge einer Oldtimer-Sternfahrt und konnten so noch ein wenig fachsimpeln – viele Grüße an die Oldtimerfreunde!

Von Nordhausen führte uns unsere Strecke noch einmal durch den malerischen Harz. Über Harztor, Hasselfelde und Blankenburg führte uns unser Weg wieder nach Norden. Am Truppenübungsplatz „Altmark“ in der Colbitz-Letzlinger Heide trennten sich schließlich unsere Wege. Zeit für noch ein Abschlussfoto.

Am Ende standen gut 1.150 km mehr auf unseren Tachos. Eine tolle Tour auch wieder in diesem Jahr. 13.500 hm hoch, 13.500 hm runter, Kurve links, Kurve rechts, einfach klasse.

Jobs füllen die Brieftasche. Abenteuer die Seele.