Die Oldtimerbande auf großer Fahrt – MZ Sommertour 2023.

Im Dreiländereck

4433 – 4 Motorräder, 4 Tage, 3 Länder, 3 Bundesländer

Am 15.09.2023 ging es los … die Oldtimerbande machte sich auf den Weg. 4 Tage und gut 1.000 km lagen vor uns. Bei 8 °C und dem für den Herbst typischen Frühnebel starteten wir kurz vor 8 Uhr in Tangermünde auf unsere Tour, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben sollte!

Morning has broken… 8 °C bei Abfahrt. Aber gespannt auf das, was noch folgen soll!

Es sollte eine Tour mit unseren Eisenschweinen werden, allesamt waren wir mit einer MZ ES ausgestattet, genauer gesagt Detlef mit „Helmut“, einer 1966er MZ ES 175/1 in olivbeige, Mario mit einer 1966er MZ ES 250/1 in schwarz, Poldi mit „Reesi“, einer 1969er MZ ES 175/2 in schwarz-rot und Manuel mit seiner 1972er MZ ES 250/2 ebenfalls in schwarz-rot.

Tag 1 – Freitag, der 15.09.2023

Am ersten Tag starteten wir also gegen 7:45 Uhr in Tangermünde am Hauptquartier in Richtung Südosten. Nachdem wir die Tangermünder Elbbrücke überquert hatten, führte uns unserer Route weiter über Jerichow und Genthin. Kurz vor Tuchheim machten wir die erste Rast zum Aufwärmen. Die Sonne war bereits hoch und kräftig genug, um uns ein wenig zu wärmen. Anschließend ging es weiter bis Görzke, wo wir einen weiteren Zwischenstopp machten und uns mit Kaffee und belegten Brötchen stärkten und bereits das erste Lämpchen wechseln mussten. Der Blinker der ES 250/2 hatte sich entschieden nicht mehr funktionieren zu wollen.

Nach der Stärkung in Görzke machten wir uns weiter auf den Weg, nächster Zwischenstopp war Jüterbog, wo wir dem bekannten Ersatzteilhändler „Sausewind“ einen Besuch abstatteten und einen kurzen Blick ins Ladengeschäft warfen. Ein Erinnerungsfoto durfte natürlich nicht fehlen. Kurz drauf war schon der 1. Tankstopp fällig, da die ES 250/2 sich als äußerst durstig erwies und auch nicht ganz voll gestartet war.

Sausewind in Jüterbog
Sausewind in Jüterbog
Sausewind in Jüterbog

Weiter führte uns unser Weg anschließend über Dahme/Mark, Luckau, Calau bis nach Lieske, wo wir am Sedlitzer See eine weitere Rast machten. Dabei konnten wir einerseits die niederlausitzer Freundlichkeit erleben, als wir mit den Motorrädern nicht ganz an der vorgesehenen Stelle parkten … und sahen zusätzlich noch einen Hubschrauber, welcher Wasser aus dem See entnahm.

Die Uhr tickte und unser Ziel, Görlitz, war noch ein ganzes Stück weit entfernt. Also schwangen wir uns schnell wieder auf unsere Stahlrösser und machten uns über Spreetal und Boxberg auf den Weg in Richtung Görlitz. In Niesky war dann der nächste Tankstopp an der Reihe – endlich mussten auch die anderen einmal tanken.

Die Mischung macht’s. Die ES 250/1 braucht 1:50 Gemisch.

Weiter ging die wilde Fahrt, das Tagesziel immer mehr in Reichweite! Entgegen der ursprünglichen Planung war die Tageszeit bereits recht fortgeschritten, sodass das Abendprogramm in Gefahr schien. Nachdem wir um Görlitz herum das einzige Stück Autobahn der gesamten Route hinter uns gebracht hatten folgte eine kleine Irrfahrt durch Zgorzelec, dem polnischen Teil von Görlitz. Durch fehlende Aktivierung des Datenroamings wollte unser Navi erst einmal nicht so recht. Schlussendlich erreichten wir aber unser Tagesziel: Schloss Leopoldshain, bzw. heute Pałac Łagów. Kleiner hatten wir’s leider nicht 😉

Schloss Leopoldshain, bzw. heute Pałac Łagów.

Wir hatten für 18:00 Uhr die Kellermeistertour in der Landskron Brauerei in Görlitz gebucht. Da wir aber erst gegen 17:30 Uhr am Schloss waren, war der Zeitplan recht straff gestrickt. Direkt beim Check-In orderten wir ein Taxi, welches uns zur Brauerei bringen sollte – Don’t Drink and Drive!

Gegen 17:55 Uhr erschien dann unser Taxi, ein polnisches, welches uns nach Görlitz fahren sollte. Leider schien der Fahrer sein Leben in Zeitlupe zu leben. Die gefühlt langsamste Taxifahrt unseres Lebens brachte uns mit sagenhaften 35 km/h über die Grenze. Zwischenzeitliche Versuche die Brauerei zu erreichen scheiterten leider, da niemand ans Telefon ging. Später, als wir dem Taxifahrer sogar noch den Weg sagen mussten (als Ortsfremde mit Google Maps), rief dann die Brauerei ran und die freundliche Dame erinnerte uns an unsere Buchung und fragte, ob wir noch erscheinen würden. Das war natürlich unser Ziel. Nachdem die gut 7 km vom Hotel zur Brauerei in (Negativ-)Rekordverdächtigen 25 min zurückgelegt waren, konnten wir uns der Führung noch anschließen. Vielen Dank an dieser Stelle an die Landskron Brauerei!

Zurück fuhren wir mit einem Taxi, dass dieselbe Strecke in gefühlt der Hälfte der Zeit geschafft hat … geht doch. Wir ließen den Abend dann gemütlich bei ein paar Getränken ausklingen.

Tag 2 – Samstag, der 16.09.2023

Der Samstag begann mit einem gemütlichen Frühstück im Hotel. Wir waren guter Dinge und freuten uns bereits über den klaren Himmel. Einzig der Morgentau lag noch über den Motorrädern. Wir waren gespannt auf das, was dieser Tag bringen sollte.

Morgentau liegt auf den Motorrädern.

Als das Gepäck wieder sorgfältig verstaut war und die Motoren liefen, knatterten wir fröhlich los, weiter ins Landesinnere Polens. Unsere erste Etappe dieses Tages führte uns über Lauban (heute: Lubán) und Hirschberg (heute: Jelenia Gorá) weiter durch Niederschlesien bis zum Schloss Stonsdorf (heute: Staniszow). Von dort stammt der bekannte Kräuterlikör „echt Stonsdorfer“, von dem wir natürlich auch eine Flasche im Gepäck hatten.

Am Schloss selbst wird für die lokale Vermarktung auch ein „Stonsdorfer“ hergestellt, den wir direkt vor Ort auch verkosten durften. Nach einer kurzen Rast am Schloss und ein paar Fotos zogen wir dann weiter.

Gruppenfoto auf einer Treppe am Schloss Stonsdorf.

Unser Weg führte uns weiter am Riesengebirge entlang. Wir genossen die schöne Landschaft bei bestem Wetter und quälten unsere Zweitakter die Serpentinen und Passstraßen hinauf. In Dolní Malá Úpa überquerten wir auf dem Kamm des Riesengebirges unweit der Schneekoppe die Grenze zur tschechischen Republik. Und von da an führten die Straßen nur noch talwärts, womit wir den Motoren etwas Erholung zugestehen konnten, nun jedoch die Bremsen forderten.

Unser nächster Stopp war dann in Pec pod Sněžkou am Fuße der Schneekoppe. Diese wollten wir gerne per Lift erklimmen. Jedoch mussten wir bei Erreichen der Talstation mit großer Ernüchterung feststellen, dass die Warteschlange am Lift so lang war, dass wir unmöglich das restliche Tagesprogramm hätten bewältigen können. Also entschieden wir uns schweren Herzens auf den Aufstieg zu verzichten.

Wir spazierten also wieder talwärts, wo unsere Motorräder und Detlef, der sich lieber für ein Mittagessen entschieden hatte, auf uns warteten.

Warteschlange am Lift der Schneekoppe

Wir warfen also wieder unsere Maschinen an und starteten weiter in Richtung unseres nächstens Etappenziels: Die Elbquelle wollten wir aufsuchen. Ja, wollten wir. Leider war uns das nicht gelungen.

Wir starteten also in Petzer weiter Richtung Elbquelle, bis wir schließlich nach einigen Serpentinen und Anhöhen in Horní Mísečky angekommen waren. Leider war ab hier die Weiterfahrt für den motorisierten Kraftverkehr verboten. Wir machten uns also auf, den Shuttlebus zu finden, von dem uns versprochen wurde, dass er uns zur Elbquelle bringt und liefen also die 300 m bergan zur Haltestelle. Der Bus fuhr nun also bis zum verheißungsvollen Stopp an der Elbquelle. Was wir nicht wussten: von der Haltestelle aus waren es noch gut 3 km zu Fuß bis zur Quelle. Auf Grund der fortgeschrittenen Tageszeit und den noch zu fahrenden Kilometern mussten wir auch hier eine Entscheidung treffen: Wir fuhren also mit dem nächsten Bus wieder talwärts zu den Motorrädern. Schade. Trotzdem bot sich von der Busstation aus ein herrlicher Rundumblick durch das Riesengebirge – Rübezahls Wohnzimmer.

Aussicht übers Riesengebirge

Also ging es etwas ernüchtert, aber dennoch optimistisch, weiter in Richtung unserer nächsten Unterkunft. Dafür verließen wir noch einige Höhenmeter und schließlich das Riesengebirge. Unsere Unterkunft lag im benachbarten Isergebirge. Unsere Fahrt führte uns unter anderem durch Rokytnice nad Jizerou, vorbei am für seine Skiflugschanze bekannten Harrachov und durch Liberec. Schlussendlich erreichten wir unsere Unterkunft in Chrastava. Wir ließen den Abend bei Schnitzel, Haxe und tschechischem Bier ausklingen.

Tag 3 – Sonntag, der 17.09.2023

Nach einem ausgiebigen Frühstück in Chrstava startete unser Tag mit einem Tankstopp – wollten wir doch wenigstens ein wenig von den günstig(er)en Preise in Tschechien profitieren. Einige gönnten sich sogar 100 Oktan.

Unweit von Zittau befindet sich das Dreiländereck zwischen der Polen, Tschechien und Deutschland. Ein schönes, parkähnliches Ensemble wurde dort gestaltet um Besucher zum Verweilen einzuladen. Uns hat es gut dort gefallen. Poldi konnte es sich nicht nehmen lassen, einmal die Neiße zu durchqueren oder von Tschechien nach Polen zu springen.

Weiter ging es durch Zittau, Olbersdorf und Bertsdorf, wo wir auch einen kurzen Blick auf die Zittauer Schmalspurbahn erhaschen konnten, die gerade aus Richtung Oybin kam. Unser Ziel war das Motorrad- und Technikmuseum Groß- schönau. Über einen kleinen Umweg kamen wir da auch an. Poldi konnte dadurch aber kurz in FDGB-Urlaubs-erinnerungen schwelgen bis er uns dann schließlich den Eingang zum Museum zeigte. Ganz wie es sich eben für den Präsidenten gehört.-

Poldi sagt mal wieder wo es langgeht.
Parken am Museum Großschönau
Poldi beim Tagträumen
Zetti mit dem Laufrad

Nachdem wir uns das Museum angeschaut hatten und ein wenig Neues und viel Bekanntes gesehen haben, warfen wir uns wieder auf unsere Maschinen und fuhren weiter. Dieses Mal Richtung Norden. Nächster Stopp: Löbau, genauer gesagt der König-Friedrich-August-Turm auf dem Löbauer Berg. Unsere Maschinen mussten auf den letzten Metern ganz schön ackern, da der Anstieg nur im 1. Gang zu bewältigen war. Dennoch konnten wir quasi direkt am Fuße des pracht-vollen Turmes parken und wurden nach dem Aufstieg mit einer tollen Aussicht belohnt.

Der König-Friedrich-August-Turm, ein 28m hoher, gusseiserner Turm auf dem Löbauer Berg.
Poldi turnt auf dem Turm
Eintrag im Gästebuch
Blick in Richtung Norden

Nachdem wir uns mit einen Mittagessen, auf welches wieder leider länger warten mussten, gestärkt hatten, wollten wir weiterfahren. Jedoch kam es hier zur ersten wirklichen Panne. Leider hatte Manuel die Zündung seiner ES 250/2 angelassen und dadurch hatte sich die Batterie entladen. Auch in Anschiebestellung wollte sich die Maschine nicht starten lassen. Es ist eine kontaktlose Zündung verbaut, die den Unterbrecher ersetzt. Ohne Strom ist diese aber nur schwer zu überreden. Dank Starthilfe mit der Batterie aus der ES 175/1 von Detlef sprang die Maschine an und wir konnten die Fahrt auch ohne fremde Hilfe fortsetzen.

Nächstes Etappenziel an diesem Tag war das KFZ- und Technikmuseum in Cunewalde. Dort konnten wir auch wieder allerhand Neues und Bekanntes sehen und bestaunen. Erstaunlich, was in dieser kleinen Scheune alles untergebracht ist und mit wieviel Liebe zum Detail der Verein sich um den Erhalt der Fahrzeuge bemüht. 

Die Simson-Ecke
Wer früher einen Esel drosch, …

Am Ende des Tages lagen noch einige Kilometer Weg vor uns, die uns bis Dollenchen in der brandenburgischen Niederlausitz führten. Teils kreuzten wir hier den Weg des Hinweges, kamen unter anderem in Boxberg wieder vorbei.

Wir erreichten gegen 19:00 Uhr das Gasthaus Stuckatz in Dollenchen. Seit über 110 Jahren in Besitz und Betrieb der Familie Stuckatz. Als Oldtimerbande hätten wir diese Unterkunft nicht besser treffen können. Bereits bei Ankunft wurden wir begeistert vom Seniorchef Jörg empfangen, der uns freudig in Empfang nahm. Unsere Maschinen durften auch gleich wohl behütet im Torhaus schlafen. Allerdings in Nachbarschaft zu einer großen Sammlung Fleischwölfe! Unsere Zimmer waren direkt nebenan, sodass wir quasi die ganze Nacht dicht dran waren. Wir durften auch noch einen Blick auf Jörgs Oldtimersammlung werfen.

Wir durften noch gemütlich in Jörgs Garten Platz nehmen, wo wir noch ein Bier und ein paar andere Getränke verzehrten und den Abend eines herrlichen Tages ausklingen ließen.

Jörg hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, uns noch von seinem guten Kräuterlikör (mit Sauerstoff) eine Kostprobe zu kredenzen. Natürlich mit der zugehörigen Vorführung… Herrlich.

Wir hatten viel Spaß und das Gasthaus Stuckatz in Dollenchen ist eine ganz klare Empfehlung.

Wohl bekomm’s.

Tag 4 – Montag, der 18.09.2023

Wir erwachten im beschaulichen Dollenchen und begaben uns zum Frühstück. Jörg, der Wirt, fragte gleich, wie lang wir denn brauchen würden, denn um 8:35 Uhr würde der Bus vorm Haus abfahren für eine Stadtrundfahrt durch die Metropole Dollenchen.

Wir beeilten uns also und ehe wir uns versahen, stand tatsächlich der Bus des Hauses vorm Haus. Ein Garant aus den 50er Jahren. Natürlich mussten wir als Oldtimerbande direkt davor posieren!

Oldtimerbande (und) ein Garant (für Freude).

Wir bekamen den Kurfürstendamm, das Europazentrum und viele weitere Highlights des 200-Seelendorfs gezeigt. Auch die Kinderbaumallee, wo für jedes im Ort geborene Kind ein Apfelbaum gepflanzt wird, haben wir gesehen.

Poldi wollte auch mal…. Mächtig gewaltig.

Im Anschluss war es dann soweit und wir mussten leider unsere Sachen packen. Über 200 km Heimweg lagen noch vor uns und unseren Maschinen. Aber es musste noch Zeit für ein adäquates Abschiedsfoto sein:

Abschiedsfoto am Gasthaus Stuckatz in Dollenchen
lass‘ das mal den Meister machen

Leider wollte zum Start Marios ES 250/1 nicht so richtig. Wie bereits zwei Mal zuvor gab es kleinere Probleme mit der Zündeinrichtung. Nach mehreren Versuchen des Anschiebens musste also die Meisterhand ran … und siehe da, nach wenigen Tritten auf den Kickstarter ließ sich die Maschine zum starten überreden.

Wir konnten nun also, mit etwas Verzögerung, den Heimweg antreten. Kaum, dass die Motoren warmgefahren waren, erreichten wir unser erstes Etappenziel, die Förderbrücke F60, ein altes Gerät aus einem der Lausitzer Braunkohletagebau.

Förderbrücke F60

Nach dem Besuch an der Förderbrücke machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Flugplatz ganz in der Nähe, jedoch war da der Zutritt zu den interessanten Dingen verwehrt, sodass wir nach einer kurzen Pause weiterfuhren in Richtung nach Hause.

In Jüterbog kehrten wir noch im Gasthaus zum Schmied ein um uns um die Mittagszeit für die restliche Etappe zu stärken. Wie so oft erregten unsere Maschinen dort den einen oder anderen neugierigen Blick.

Interessierte Blicke in Jüterbog.

Anschließend setzten wir unseren Heimweg über die bekannte Route fort.

Hatten wir doch alle Tage bisher außerordentliches Glück mit dem Wetter, so überraschte uns bei Bad Belzig ein kleiner Regenguss. Allerdings trockneten wir durch den Fahrtwind genauso schnell wieder, wie wir nass geworden sind.

Wir können also mit Fug und Recht behaupten, dass wir die komplette Strecke trockenen Fußes zurückgelegt haben.

Gegen 17:00 Uhr erreichten wir wieder die Zentrale in Tangermünde, wo wir nach einem Abklinggetränk den jeweiligen Heimweg antraten.

Die Gesamtstrecke umfasste (inkl. der zwei Stellen, an denen wir uns verfahren haben) genau 1.001 km. Es ging in Summe 9.425 Höhenmeter hoch und auch wieder hinunter.

Das Höhenprofil im Streckenverlauf
Unsere Fahrtstrecke

Auch wenn die Fahrt insgesamt natürlich etwas anstrengend war, haben wir diese sehr genossen und jeden Kilometer er“fahren“. Größere, nicht lösbare, Pannen sind glücklicherweise ausgeblieben, sodass wir uns jetzt schon auf die nächste große Tour freuen. Mal sehen, welches Ziel wir uns bis dahin ausdenken.